Aufs Papier gebracht

Unser Verständnis von sexuellem Missbrauch

Was ist sexueller Missbrauch?

Unser Verständnis von sexuellem Missbrauch

Sexueller Missbrauch an Kindern ist sexualisierte Gewalt. Gemeint sind damit sexuelle Handlungen, die an, mit oder vor Mädchen* und Jungen* vorgenommen werden. Diese Handlungen finden unter Ausnutzung von Vertrauen, Abhängigkeiten und/oder Unwissenheit statt. Sexueller Missbrauch bedeutet, dass der*die Täter*in die eigene Macht und Autorität ausnutzt, um die eigenen Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen. Die Opfer werden direkt oder indirekt zur Geheimhaltung verpflichtet. Alle sexuellen Handlungen eines Erwachsenen oder Jugendlichen mit Kindern sind sexueller Missbrauch.

Sexuelle Handlungen sind zum Beispiel der Gebrauch sexualisierter Worte, Blicke oder Gesten, das Berühren oder Streicheln der Genitalien der Kinder, das Veranlassen von Berührungen am eigenen Körper, um sich sexuell zu befriedigen, das Erstellen sexualisierten Bildmaterials von einem Kind, Masturbieren vor einem Kind, Zungenküsse oder Pornos zeigen. Weitere Formen sind Darstellungen von Missbrauchshandlungen (z.B. in Videos) und sogenannte „Kinderprostitution“. In schweren Fällen kommt es zu oralem, genitalem oder analem Eindringen in den Körper.

in Anlehnung an: Dirk Bange (2004): Definition und Häufigkeit von sexuellem Missbrauch. In: Sexueller Missbrauch, Band I, hrsg. v. W. Körner u. A. Lenz. Hogrefe.

Hintergrundwissen

Kinder lernen im Laufe ihrer Entwicklung die Welt erst kennen. Dazu brauchen sie die Unterstützung der Erwachsenen, die ihnen Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit, Hilfe, Schutz und Sicherheit geben. Darauf vertrauen Mädchen* und Jungen*. Missbraucht eine erwachsene Person ein Kind sexuell, so benutzt sie die Liebe, die Abhängigkeit oder das Vertrauen des Kindes für die eigenen Bedürfnisse – und setzt ihr Bedürfnis nach Macht oder Nähe durch. Die erwachsene Person gefährdet die Lebens- und Entwicklungsgrundlage und kann dem Kind damit Schaden zufügen. Opfer sexualisierter Gewalt sind überwiegend Mädchen*, aber auch Jungen* werden sexuell missbraucht. Nicht selten sind schon Säuglinge und Kleinkinder betroffen. Der überwiegende Teil der Täter sind Männer*, aber auch Frauen* fügen Kindern sexualisierte Gewalt zu.
Die Täter*innen sind meist Personen, die das Kind kennt und denen es vertraut, zum Beispiel der Vater, die Mutter, der Stiefvater oder die Partnerin des Vaters, der Opa, die Tante, der ältere Bruder, die große Cousine. Ein weiterer Teil der Täter*innen kommt aus dem Kreis anderer bekannter Personen, wie beispielsweise ein Freund der Familie, der Nachbar, die Mutter der besten Freundin, der Erzieher, die Lehrerin, der Pastor, der Kinderarzt, die Gruppenleiterin, der Sporttrainer oder die Babysitterin. Sexueller Missbrauch durch Fremde kommt im Vergleich dazu selten vor.
Man sieht es keinem Menschen an, ob er Kinder missbraucht. Die Täter*innen handeln in den seltensten Fällen spontan. Vielmehr planen und organisieren sie bewusst Gelegenheiten, um sich Kindern oder Jugendlichen zu nähern. Der sexuelle Missbrauch kann über lange Zeit andauern, besonders wenn er in der Familie stattfindet.

Gelegentlich wird behauptet, Kinder „verführen“ Täter*innen. Das ist falsch. Manchmal machen kleine Kinder Rollenspiele: Sie verkleiden sich und sagen vielleicht: „Ich will einen Kuss, so einen richtigen, wie im Film!“ Dies ist keine Aufforderung zur Sexualität. Die Erwachsenen müssen die Grenzen ziehen. Sie können abschätzen, was ein Kind nicht absehen kann. Kein Kind hat Schuld an sexuellem Missbrauch.

Kinder tragen niemals die Verantwortung für einen sexuellen Übergriff!

Ebenso wird manchmal behauptet, Kinder würden sich sexuellen Missbrauch ausdenken, um einer erwachsenen Person gezielt zu schaden. Fakt ist: Häufig schweigen Kinder, wenn sie einen sexuellen Missbrauch erlebt haben, weil sie befürchten, dass ihnen niemand glaubt. Daher sollten Erwachsene es Kindern nicht noch schwerer machen, indem sie die pauschale Behauptung verbreiten, Kinder würden hierzu regelhaft lügen. Wenn Kinder Äußerungen über erlebten sexuellen Missbrauch tätigen oder andeuten, ist ein sensibler Umgang damit erforderlich. Wenn Sie sich unsicher sind, wie Sie mit den Äußerungen eines Kindes umgehen sollen, kommen Sie zu uns.

Leider versuchen Rechtspopulist*innen immer wieder das Thema sexueller Missbrauch für ihre fragwürdigen Interessen zu instrumentalisieren. Täter*innen von sexuellem Missbrauch finden sich in allen sozialen Milieus und unabhängig von ihrer Herkunft. Wir lehnen es ab, Täter*innen vor allem in bestimmten Personengruppen zu vermuten – weil es diskriminierend ist und zudem ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln kann, wenn an anderer Stelle sexueller Missbrauch nicht für möglich gehalten wird.

Verhältnis der Täter*innen zum Opfer

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Bekannte

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Verwandte

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Fremde